top of page

Reputation im Rohstoffsektor: Erfolgsstrategien und Fallstricke

Autorenbild: Alexander SchwedaAlexander Schweda

Aktualisiert: 23. Jan.

Bei Rohstoffprojekten sehen sich Vorhabenträger kommunikativen Risiken gegenüber, die unmittelbare Auswirkungen auf die Reputation haben und über den Erfolg des jeweiligen Projekts entscheiden können. Beispiele in Südamerika verdeutlichen, wie Projektrisiken erfolgreich begegnet werden kann und welche Tools und Strategien dabei helfen.


Südamerika als Lehrmeister: ESG-Prinzipien und Fallstricke im Rohstoffsektor

Südamerika bietet eine Reihe von Anschauungsbeispielen, wie Rohstoffunternehmen vorbildlich gemäß den ESG-Kriterien agieren können. Gleichzeitig gibt es jedoch auch abschreckende Beispiele ungeschickter Unternehmenspolitik, die erhebliche Flurschäden verursacht haben, die in einigen Fällen sogar weit über das Scheitern der betreffenden Unternehmen hinausreichen. Projekte wie das ambitionierte Lithium-Vorhaben eines schwäbischen Mittelständlers in Bolivien oder die historische Auseinandersetzung um das Meridian-Gold-Projekt in Esquel (Argentinien) zeigen, wie schnell Reputation und politische Beziehungen beschädigt werden können.


"Jetzt, wo der Lithium-Hype am Markt pausiert, ist der beste Moment, Umwelt- und Sozialverträglichkeit in den Fokus zu rücken - um für den kommenden Boom gerüstet zu sein."

– Carl Moses


Aktuell kann das Lithium-Vorhaben der Deutschen E-Metalle AG in Partnerschaft mit argentinischen Partnern als Vorzeigeprojekt gelten. Es zeigt, wie gute Kommunikation und frühzeitige, proaktive Initiativen in den Communities ein förderliches Projektumfeld schaffen können. In Kombination mit einschlägigen Zertifizierungen bietet dieses Vorgehen auch solide Voraussetzungen für den Zugang zu Risikokapital und Fördergeldern.


Der Rohstoffsektor: Politisch unter Druck, langfristig aber unverzichtbar

Doch während solche Erfolgsprojekte den Weg weisen, wächst die politische Anfälligkeit des gesamten Rohstoffsektors weiter. Wie man sich in diesem Kontext politisch sensibler Themen und Akteure behauptet, ist heute eine Frage des Wettbewerbsvorteils – und morgen vielleicht schon eine des Überlebens. Die Aussage mag sich dramatisch anhören, doch sinngemäß wird sie von immer mehr Unternehmensvertretern im Sektor ausgesprochen.


Tatsache ist, dass steigende geopolitische Risiken, wachsende gesellschaftliche Sensibilitäten und eine höhere mediale Aufmerksamkeit deutlich stärker noch als vor wenigen Jahren die politische Reputation von Unternehmen im Bereich kritischer Rohstoffe beeinflussen. Nicht nur die Politik, sondern auch die eigene Branche hat auf diese Entwicklungen reagiert. Ob unter dem Schlagwort „Responsible Mining“ oder in Form umfassender CSR-Programme – viele Branchenunternehmen begegnen den gestiegenen Compliance-Anforderungen allerdings eher reaktiv.

"Der Rohstoffsektor wird zunehmend politisch anfälliger. Wie man sich in diesem Kontext politisch sensibler Themen und Akteure behauptet, ist heute eine Frage des Wettbewerbsvorteils - und morgen vielleicht schon eine des Überlebens."

– Peter-Alberto Behrens


Die Frage bleibt jedoch, ob das zur langfristigen Sicherung der „License to operate“ reicht. Vielleicht ist es vielmehr erforderlich, ein proaktiveres politisches Verständnis zu entwickeln, das gegensätzliche Interessen vor Ort, aber auch global wirksam versteht und berücksichtigt – und das noch bevor regulatorische Tatsachen geschaffen werden.


Aktives Stakeholdermanagement: Prozesse etablieren, Kommunikation vertiefen

In diesem Zusammenhang ist aktives Stakeholdermanagement, das nicht nur Big Politics einbezieht, sondern im Detail auf lokale und gesellschaftliche Einflüsse achtet, von entscheidender Bedeutung. Der erste Schritt besteht darin, alle potenziellen Stakeholder zu identifizieren – selbst solche, die derzeit wenig Einfluss oder Interesse am Projekt zeigen, da sich dies schnell ändern kann. Hierbei interessiert, welche Interessen die Stakeholder verfolgen, welche Argumente sie nutzen, welchen Zwängen sie unterliegen und welche Informationsquellen sie haben. Auch die Beziehungen der Stakeholder untereinander sind für das eigene Projekt wichtig, da nur so Allianzen erkannt bzw. selbst initiiert werden können. 


Hat man sich hier einen Überblick verschafft, stellt sich als nächste Frage: „Mit wem spreche ich auf welchen Kanälen und in welcher Tonalität über welche Themen?“ Effektives Stakeholdermanagement bleibt dabei stets ein dynamischer Prozess, der kontinuierlich angepasst werden muss.


Monitoring und Reputationsmanagement: Veränderte Wahrnehmung frühzeitig erkennen und proaktiv

Um langfristig erfolgreich zu bleiben, bedarf es darüber hinaus eines kontinuierlichen Monitorings der politischen und medialen Entwicklungen sowie der Stimmungen in der Zivilgesellschaft. Hierbei kommt es darauf an, politische Risiken frühzeitig zu identifizieren und nicht nur auf rechtliche Rahmenbedingungen zu schauen. Darüber hinaus sollten alle Mitarbeiter für politische Sensibilitäten geschult werden, um ein fundiertes Verständnis für das Projektumfeld zu gewährleisten. Dies erfordert nicht nur Zeit, sondern auch einen gewissen Tiefgang, um Meinungen und Risiken präzise einschätzen zu können.


Zuletzt spielt kohärentes Reputationsmanagement eine Schlüsselrolle. Eine konsistente Kommunikation sowohl aus der Unternehmenszentrale als auch aus lokaler Perspektive ist unverzichtbar, um Vertrauen zu schaffen. Unterschiedliche Botschaften zwischen Zentrale und Peripherie können Vertrauen langfristig untergraben und bergen Fallstricke für jedes Projekt. Daher sollte die zentrale Botschaft stets erhalten bleiben und gleichzeitig an lokale Gegebenheiten und kulturelle Kontexte angepasst werden – eine fundierte Themenfeldanalyse im Vorfeld ist hier ratsam.

1 Ansicht0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

コメント


+49 3329 69 88 46 0

info@virtusconsult.de

  • LinkedIn
  • Instagram
kununu
virtus Consulting Logo
bottom of page