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Natriumreaktoren als klimaneutrale Ergänzung des europäischen Energiemixes?

Autorenbild: Alexander SchwedaAlexander Schweda

Die Europäische Kommission hat am 04. April zusammen mit den europäischen Interessenträgern im Nuklearbereich die Erklärung „EU Small Modular Reactors (SMRs) 2030: Research & Innovation, Education & Training“ unterzeichnet. 

 

Anwendungsbereiche 

Für die EU-Mitgliedstaaten, die Kernenergie in ihren Energiemix einbeziehen, sollen SMRs als ergänzende Anlagen dienen. Damit können alte Kohlekraftwerke ersetzt und die Volatilität der erneuerbaren Energien ausgeglichen werden. SMRs sollen flexibel für Fernwärme, Entsalzung, Prozesswärme für energieintensive Industrien und die Erzeugung von Wasserstoff eingesetzt werden können. 

 

Was sind SMR? 

Die IAEA definiert SMR als eine Gruppe kleiner Reaktoren mit einer Nennleistung von unter 300 Megawatt elektrisch (MWe). Durch ihre Größe können sie in einer Fabrik hergestellt und dann an einen Montageort gebracht werden. 

 

Entwicklung und Funktionsweise 

Heutzutage wird besonders an Hochtemperaturreaktoren geforscht, die einem schnellen Neutronenspektrum oder den Salzschmelzreaktoren zugeordnet werden. Der Natriumreaktor wird nicht mit Wasser, sondern mit Natrium gekühlt. Natrium eignet sich als Kühlmittel, da es bei fast 800 °C flüssig bleibt. 

 

Vorteile 

  • Durch ihre modulare Bauweise können SMRs an die spezifischen Anforderungen eines Standorts angepasst werden. 

  • SMRs können mühelos in ein bestehendes Netz eingebunden oder netzunabhängig installiert werden und liefern kohlenstoffarmen Strom. 

  • Da die Steuerstäbe des Reaktors nur durch die Schwerkraft in Position gebracht werden, sind Stromausfälle kein Sicherheitsrisiko. 

  • Mit SMRs kann Strom zwischengespeichert werden. Das im Rahmen des Reaktorbetriebes entstehende geschmolzene Salz, kann als große „Batterie“ genutzt. Damit könnten Netzschwankungen ausgeglichen werden. 

 

Nachteile 

  • Natrium darf auf keinen Fall mit Wasser in Kontakt kommen (Redoxreaktion zu Natriumhydroxid).  

  • Höhere Produktion führt nicht zu sinkenden Kosten, sodass die Nutzung von Skaleneffekten nicht möglich ist.

  • Durch die geringe elektrische Leistung sind bei SMR die Baukosten relativ betrachtet höher als bei konventionellen Atomkraftwerken. 

  • Wie bei allen Kernkraftwerken erzeugen SMRs radioaktive Abfälle, die sicher entsorgt werden müssen. 

  • Atomkraftwerke sind oft Gegenstand kontroverser Debatten hinsichtlich ihrer Sicherheit, Umweltauswirkungen und der Entsorgung radioaktiver Abfälle. Die öffentliche Meinung und der Widerstand gegen Kernenergie könnten der Errichtung von SMRs im Wege stehen. 

 

Sachstand 

Weltweit gibt es derzeit nur drei SMRs die am Netz sind (Russland, China und Indien). Die von der Europäischen Kommission vorgesehenen Förderungen für SMRs bewegen sich im unteren dreistelligen Millionenbereich, sodass hier kein grundlegender Wandel hin zu SMRs zu erwarten ist. In Deutschland ist die Einführung nach dem gerade vollzogenen Atomausstieg unwahrscheinlich. 

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